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Samstag, 19. Juli 2014

Ein Moment im Leben von einer unter 7 Milliarden

Gestern Nacht um halb zwei schlugen ein knapp 80 Kilogramm schweres Paar Vans auf mein Gesicht ein.

Drunk in love. Wir waren das Trio fatale, meine wunderschöne beste Freudin und unser gemeinsamer bester Freund. Ich konnte es kaum erwarten endlich diese verdammte Woche abzuhaken (nur noch 1 Woche arbeiten!) und in mein wohlverdientes Wochenende zu rasen.

Um halb fünf nachmittags wurden wir von ihm abgeholt und sind dann durch Wald und Feld bei strahlendem Sonnenschein erstmal ein Weilchen singend und träumend gefahren bis wir schließlich im Freibad waren. Es war so herrlich, Wärme auf der  Haut, immer mal wieder ein Grinsen tauschen, die Frau am Süßigkeitenstand verrückt machen, die Sonne genießen, über die Welt philosophieren und lachen, einfach nur lachen. Um 8 haben wir unsere Sachen gepackt und sind zielstrebig zum Supermarkt gefahren um uns mit Alkohol und Pizza einzudecken und beides dann in seinem Garten zu vernichten.

6 Tequilashots und ein paar Züge vom Joint später ist die Stimmung wunderschön ausgelassen und ehrlich. Jeder erzählt den anderen noch zwei, drei kleine Dinge die die anderen vorher noch nicht wussten oder die man selbst irgendwie vergessen hat. Jeweils zwei malen sich die Zukunft des Dritten aus, das ganze wird per Memo festgehalten damit wir in 20 Jahren sehen, was daraus geworden ist. Meine beste Freundin sitzt lächelnd am Boden, er schaut uns verträumt an. 

'Lasst uns auf den Spielplatz, na los', feuere ich die beiden kichernd an. Der sehr kurze Weg dahin gestaltet sich als schwierig, da keiner von uns vor lachen richtig laufen kann. Am Spielplatz angekommen stürmen er und ich die Schaukeln und rufen ihr abwechselnd Komplimente zu.
Ich springe mitten im Schwung von der Schaukel, falle hin, versuche aufzustehen, lache so sehr dass ich nochmal hinfalle und renne ungebremst zum Turm mit der Rutsche, deren Besteigung sich als ziemlich abenteurlich herausstellt. Ich bin acht Jahre alt und nicht, gar nichts auf dieser Welt bedrückt mich. Ich bin frei von Sorgen, neugierig und verliebt.
Rutschen geht mit kurzen Hotpants auch relativ schlecht. Mein Seidenshirt wurde am Klettergerüst geopfert. 

Wir lagen oben zu dritt auf dem Klettergerüst und starrten in die Millionen von Sternen. 'Wisst ihr' sagt er 'noch nie auf der Welt hab ich so schöne Sterne gesehen wie ich K. Nicht in Kanada, nicht in Amerika, nirgendwo'. Wir stimmen zu, drei Paar Augen die glücklich in den Himmel sehen, vier Hände die sich halten, sie, ich, er.

Leider kann ich nicht sonderlich lange liegen wenn ich betrunken bin, da ich in meinem Kopf sonst Achterbahn fahre. 'Hey, wer kann Kunstücke auf der Stange?!' Zwei ichs später stand er plötzlich schon unten und sagt ich solle mich fallen lassen wenn ich ihm vertraue, was ich natürlich tue, aber betrunken vertraue ich nicht mal mir selbst. Da mir längst alles egal war breitete ich bereitwillig meine Arme auf stand auf und fiel - zum Glück in seine Arme. Sie musste die ganze Prozedur auch noch mitmachen und somit war unser Vertrauen hergestellt. Oder so.

An den Stangen bin ich immer noch talentiert wie es aussieht. Trotz meines Zustands drehte ich mich reibungslos. Meine beiden waren derweil übergegangen um alle Spiegeräte zu rennen und sich nochmal auf der Schaukel auszutoben. Ich ließ mich in den weichen Mull fallen und hörte mir liegend ihr betrunkenes Gekicher und die kleinen bescheuerten Gespräche die sie führten an, lächelnd im Wissen die besten Freunde der Welt zu haben. Irgendwann höre ich ihn nur 'los, wir rennen zu Paulina' sagen, bis ich ihn auf der Stange gestemmt sah, mit dem größten Lächeln, sich vornüberbeugt und dreht und mit einem lauten, dumpfen Schlag endet.

'Paulina...? PAULINA OH MEIN GOTT!'

Der Idiot ist mit beiden Schuhen und viel Schwung in meinem Gesicht gelandet, zum Glück lag im mit selbigem zur Seite, sonst hätte ich jetzt wohl keine Zähne mehr und eine neue Nase wäre in Arbeit. Stattdessen hab ich jetzt eine leicht geschwollene Backe und Schmerzen beim Essen. Was die Situation gestern aber nicht verbessert hat, natürlich waren die beiden erleichtert, dass nichts passiert ist aber er hat fast geweint weil es ihm so leid tat. Damit hat mein Ausflug dann geendet, ich wohne auch in der Nähe also hab ich mich verabschiedet, von jedem der beiden nochmal ein 'ich liebe dich' bekommen und zurückgegeben und dann leicht schwankend nach Hause gelaufen.

Meinem Gesicht gehts soweit ganz gut und mir auch. Werde demnächst mit zwei Freundinnen brunchen und mein Wochenende mit meinem Freund genießen - sind jetzt übrigens zwei Jahre :) :x

Ich lese all eure Blogs immer noch, stay safe ♥